Eine Verkehrskontrolle – kein gültiger Führerschein. Das beendete Daniel Sandovals Leben in den USA und brachte ihn ins Deportationsgefängnis. Nach ein paar Wochen und ohne die Gelegenheit noch einmal nach Hause zu gehen, wurde er nach Mexiko abgeschoben – einen Ort, den er nur aus Erzählungen kannte. Daniel war mit drei Jahren mit seinen Eltern aus Mexiko über den Rio Grande ohne Visum in die USA nach Chicago immigriert. Einige wenige Kleidungsstücke, religiöse Literatur, Snacks und 50 Dollar waren das Einzige, was er nach Mexiko mitnehmen durfte.
Seine Geschichte ist eine von vielen hunderttausenden, seitdem die USA verstärkt illegal Eingewanderte abschieben. Sie kommen in ein Land, zu dem sie durch ihre Staatsbürgerschaft gehören, dessen Kultur und Umgangsweisen sie nie im Erwachsenenalter kennengelernt haben und dessen Sprache sie oft auch nicht sprechen.
In den ersten zwei Wochen nach seiner Abschiebung im Mai 2018 traf ich Daniel in einer Einrichtung für Deportados und begleitete ihn für drei Tage. Zwischen touristischer Faszination und langsam aufkommenden Verständnis für seine neue Situation versucht er, einen Alltag in Mexiko Stadt zu finden.